db deutsche bauzeitung, 140. Jg., 2006, 3/06 (März), S. 9


Münster: Großes Haus

Zur Architekturgala zum 50-Jahr-Jubiläum des Stadttheaters erklangen am 4. Februar genau wie vor fünfzig Jahren zuvor im luftigen Bau der Städtischen Bühnen Münster die Eröffnungstakte der Zauberflöte. "Ihr müsst die Leute so tief an die Bühne ziehen, dass sie mit faulen Eiern und Tomaten werfen können", lautete damals die Forderung des Intendanten Bruno von Nissen, und die noch unerfahrenen Architekten Deilmann, von hausen, Rave und Ruhnau schufen mit dem ersten Theaterneubau der Bundesrepublik (siehe db 6/1991) einen Ort, an dem Scheitern erlaubt ist. Ihr Mut, mit dem Gebäude selbst scheitern zu können, hat laut Werner Ruhnau in Münster "Schluss mit diesem ... Wiederaufbau" gemacht. Der "befreiende Donnerschlag", als den Ernst May das Haus empfand, etablierte Münster stattdessen als Architekturstadt. Der damalige Bauetat von 3,9 Mio DM zwang zu sparsamen, bis heute erfrischenden Lösungen. Wie das darin gespielte Theater hält das Gebäude der Stadt den Spiegel vor. Nach Kasper König ist es "viel offener als die Gesellschaft". Vor fünfzig Jahren hat man sich das geleistet.

Jan Rinke


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