Betreuung des freien Projekts im Grundstudium für das igma, Universität Stuttgart, WS 2002/03


"Virtuelle Architektur"

Das freie Projekt der Architekturstudenten an der Uni Stuttgart fand fand für die Studienanfänger des WS 2002/03 erstmals bereits im ersten Semester statt. Es ist ein Wunschkonzert, und so sah ich mich mit dem Thema "Virtuelle Architektur" konfrontiert. Wahrscheinlich wollten die Studenten gleich ganz hip in den Cyberspace abzutauchen.
Virtuelle Architektur ist eine, die auf einer generierten Erfahrung basiert. Es ist eine Architektur die über Tatsachen hinweg täuscht aber als tatsächliche erfahrbar ist. Ausgehend von Positionen aus aktueller bildender Kunst und Architektur bis zurück zum Barock wurden Möglichkeiten der Täuschung kategorisiert.
Auf kleinere Versuche zur Manipulierung von Räumen folgte zum Abschluss des Semesters eine Installation in einem Galerieraum, ein Versuch im Maßstab 1:1. Perspektivisches Fluchten der Fenster wurde retuschiert, Modellelemente wurden mit vorhandenen in neue Raumsituationen zusammengefügt, Unmaßstäbliche Elemente erzeuten parallelen Vorstellungswelten. Schließlich wurde eine um 90 Grad gedrehte Raumsituation erzeugt – unbenutzbar zwar aber mit schwindelerregender Wirkung auf die Besucher.
Ziel des Projekts war die Vermittlung eines Architekturbegriffs, für den die Wirkung der Architektur als Teil einer Erfahrung wichtiger ist als Material- und Funktionsgerechtigkeit. Täuschung sollte gleich zu Anfang des Studiums als Strategie im Repertoire der Architekturstudenten verankert werden – insofern stellte sich der Zeitpunkt des freien Projekts gleich zu Anfang des Studiums als gerade noch rechtzeitig vor der Beeinflussung durch die Stuttgarter Redlichkeit der Konstruktion heraus.

Jan Rinke